Worauf es beim Möbelholz ankommt

Plastik ist out, der Trend geht zu nachhaltigen Werkstoffen und einem verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen. Wir verraten Ihnen Details zu Materialstärken und Haltbarkeit – und warum dünnblütige Imitate nur auf den ersten Blick lohnen.


Früher waren die Möbel aus Vollholz. So gut konstruiert und haltbar, dass sie immer wieder aufgearbeitet, abgeschliffen, neu versiegelt werden konnten. Schränke ließen sich durch das Lösen von zwei Keilen zerlegen – und im nu wieder aufbauen. Man brauchte lediglich einen Hammer. Versuchen Sie das einmal mit einem schwedischen Spanplattenschrank.

Früher reichten zwei Holzkeile, um einen ganzen Schrank zu halten.

Die Möbel hielten über Generationen hinweg und wurden zu Erbstücken. Gebrauchsspuren und Alterungsprozesse hinterließen Patina und ließen sie lebendig erscheinen. Sie erzählten eine Geschichte und alterten mit Würde. Kann ihre Einrichtung das auch?

Möbel wollen benutzt werden, damit sie leben.

Inzwischen sind die Fertigungsprozesse feiner geworden, unterliegen aber oft ökonomischen Anforderungen. Darum wird längst nicht mehr alles in Vollholz gefertigt. Dafür wäre der Rohstoff zu rar und der Aufwand zu hoch. Viele Möbel werden deswegen aus kunststoffbeschichteten Spanplatten gefertigt.

Die Tücken der Oberfläche liegen im Detail

Das Furnier

Beschichtete Spanplatten mit nettem Dekor sind sexy wie ein Putzlappen: Praktisch, aber keine Schönheiten. Wenn es etwas „Echtes“ sein soll, kommt Echtholz-Furnier ins Spiel. Das kannte man übrigens schon vor 3000 Jahren in Ägypten. Damit fertigt man schöne wertige und haltbare Möbel. Vollholz oder Stark-Furnier, an den richtigen Stellen eingesetzt, hat einen ganz eigenen Charme. Kennen Sie das Gefühl, eine schöne Holzoberfläche mit abgerundeten Kanten zu berühren, die Rundung entlang zu fahren, die warme Haptik des Holzes zu spüren und die feine Maserung zu bewundern? Na, sehen Sie. 
 

Was in den 90ern bereits billig war, sieht nach 20 Jahren furchtbar aus

Im industriellen Möbelbau liegen Schichtstärken fertig beschichteter Platten bei der Dicke von einem günstigen Blatt Kopierpapier. Das mag für einige Jahre reichen – doch was ist mit etwas stärker beanspruchten Flächen und Kanten? Ist die hauchdünne Overlay-Schutzschicht durchgerieben liegt die darunterliegende Papierschicht mit dem aufgedruckten Dekor frei. Diese wird dann sehr schnell unansehnlich – Reparieren oder neu Lackieren unmöglich.

Bei liegenden Flächen planen wir mindestens 3 Millimeter, tendenziell sogar dicker. Erst dann macht Furnier richtig Spaß und verspricht dem Möbel eine ernstzunehmende Haltbarkeit.

Esche blond in diversen Maserrichtungen: Was in den 90ern bereits billig war, sieht nach 20 Jahren furchtbar aus

Qualität findet man selten, nicht zuletzt, weil sie auch kaum jemand richtig erkennen kann. Mittlerweile sind Immitatoberflächen täuschend echt. Ich möchte ihnen ihre Daseinsberechtigung nicht absprechen, aber manchmal geht das einfach zu weit. Im Internet werden tatsächlich "PVC-Böden in Laminatoptik" diskutiert. Was gibt es da denn zu diskutieren? Plastik, das Plastik imitiert?

Die Trägerplatte

Auch beim Trägermaterial, oft Spanplatte, gibt es Qualitätsunterschiede. Das merkt man z.B. am Gewicht. Meist kommen handelsübliche Spanplatten mit einer Stärke von 19mm zum Einsatz. Um Geld zu sparen, werden keine aufwendigen, unsichtbaren Plattenverbindungen gefertigt, sondern maschinell verarbeitbare Standardverbinder und Lochreihen genutzt, ohne jegliche Variation von Materialstärken, ohne Rücksicht, ohne wirkliche Oberfläche. Kante, Fläche, Kante, Kante. Brutal. Langweilig. Ästhetik? Integriät? Charisma?

Wer billig kauft, kauft doppelt.

Neue Kanten kleben, Oberflächen schleifen – bei 0,2 bis 0,5 mm Schichtdicke ist das kaum möglich. Die Restaurierungskosten übersteigen so schnell das urspünglich geringe Investment. Meist stehen die ehemals stolzen Besitzer vor Möbeln, die den Restwert von Sperrmüll haben, wenn man für die Entsorgung nicht sogar draufzahlt. Nicht einmal ein anständiges Kaminfeuer ist möglich - zu viel Plastik!

Es lohnt sich durchaus, von Anfang an etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, um jemanden zu engagieren, der nicht davon lebt, alle 7 Jahre neue Möbel zu verkaufen. Einen Gestalter, der Dinge erschafft, an deren Kompostition man sich Tag für Tag erfreut und die es wert sind, gepflegt zu werden. Besonders nachdem man sie abbezahlt hat.

Gestatten – Ihr neuer HV-Tisch!

Im Laufe von 30 Jahren haben wir hunderte von Möbeln für Apotheken in ganz Deutschland entwickelt. Diese sind aus massivem Holz, Naturstein, Stahl, Glas, einige sogar aus Beton oder LKW-Plane. Jedes Möbel ist ein Unikat, angefertigt für individuelle Anforderungen von Raum, Auftraggeber und Budget.

Ein besonders schönes Beispiel gefällig? Ein HV-Tisch für Frau Friederich, Inhaberin der Apotheke Saale-Klinik in Halle/Saale. Wir haben im Rahmen des Neubaus folgende Materialien gewählt:

  • Tresenfront 5mm Zwetschgenholz auf 12mm Furniersperrholz
  • Deckplatte 4mm durchgefärbtem Mineralwerkstoff
  • fugenlos
  • Innenleben 19mm MDF durchgefärbt grau
  • Sehen Sie hier alle Fotos.
Tresenfront 5mm Zweschgenholz auf 12mm Furniersperrholz, Deckplatte 4mm durchgefärbtem Mineralwerkstoff, fugenlos, Innenleben 19mm MDF durchgefärbt grau.

 

Ein weiteres Beispiel für schönen Erhalt bestehender Holzmöbel ist die Restaurierung des klassizistischen Freiwahlregals in der Amts-Apotheke in Diez

Rundstab, Schweif und Hohlkehle. Hier wird die banale Kante zum Stilelement

Über uns

Wir sind studierte Architekten und Innenarchitekten und kennen die Eigenschaften und Effekte von Materialien. Wir kennen das Do und Don't der Materialsymphonie im Raum, und was das ganze für den Menschen bedeutet. Den Mensch, der einerseits ein Gast ist, andererseits auch gern zahlungsfreudiger Kunde sein darf. Kunden, die sich wohlfühlen, bleiben länger.

Schmökern Sie mit uns in Materialmustern und lassen Sie uns Ihr Verkaufsmöbel entwerfen. Für die nächsten 30 Jahre. Und Ihre Enkel.

Rufen Sie uns an: 0 21 51 – 73 60 05